vita


Am 12. Oktober 1943 wurde ich als jüngstes von sechs Kindern in Chwalencice (einem Ort im heutigen Polen) geboren. Noch im Winter desselben Jahres flohen wir mit dem Treck in das zerbombte Berlin. Von dort wurde ich zu Onkel und Tante nach Celle verschickt, die mich liebevoll aufnahmen und mühevoll großzogen.

In der Volksschule musste ich meistens nicht mitarbeiten, sondern durfte hinter dem Lehrerpult Bilder malen. Als ich später in Osnabrück auf das Gymnasium ging, fiel ich immer wieder durch Stören auf: Ich redete ohne Punkt und Komma, gab Antworten, obwohl ich gar nicht an der Reihe war, oder schrieb Briefchen an meine Mitschüler. Nur im Kunstunterricht war ich konzentriert bei der Sache.

Nach abgeschlossenem Pädagogikstudium mit dem Hauptfach Bildende Kunst (BK) wurde ich 1967 Grundschullehrerin, erst in Groß Hesepe, dann in Leverkusen und Essen. 1979 zog ich nach Berlin und unterrichtete auf der Basis der Montessori-Pädagogik bis zu meiner Pensionierung im Jahr 2007.

Wie sehr ich mich freue über Ihr Interesse an meinen Arbeiten!

So gern und so viel ich als Kind auch gemalt hatte – mit dem Eintritt in mein Berufsleben als Grundschullehrerin mit Montessori-Ausrichtung habe ich mit dem Malen aufgehört: alleinerziehende, berufstätige Mutter eben.
Damals nahm ich zwar ab und zu an einem Malkurs der Volkshochschule teil, deren Dozenten mir auch Talent bestätigten. Aber die letzte, entscheidende Motivation fehlte. So blieb es bei der Gestaltung von Wanddekorationen und den Entwürfen von Plakaten für Schulfeste etc. – Aufgaben, die ich zwar immer gerne übernahm, die aber selten künstlerische Herausforderungen darstellten.

Irgendwann wurde ich auf den Malkurs von Georgios Kitsos aufmerksam, einem begnadeten Künstler, Mentor und Motivator. Unter seiner Anleitung entstanden etliche Ölbilder in Schichttechnik. Ich malte wieder – tatsächlich an einem Bild manchmal ein Jahr – und lernte dabei, meinen Blick auf das Wesen der Dinge zu richten, also auf das, was wie ein vermeintlich unsichtbarer Kern in allem und jedem schlummert.

Später ging ich noch in den Malkurs von Silke Thal. Auch sie ist ein malerisches Allroundgenie. Ich erkannte, dass Malen neben Arbeit auch Freude bedeutet und dass man – speziell beim Aquarellieren – auch in kurzer Zeit zu einem Erfolgserlebnis kommen kann.

Mein Mann ermutigte mich immer, obwohl er manchmal sagte: „Mal doch einfach was Witziges.“ Oder später: „Denk dir doch mal was aus.“
Schwierig, schwierig, schwierig…

Schließlich fing ich doch damit an, zuerst widerwillig, dann immer beherzter: Ich ging an meine Grenzen. Immer wieder durchlebte ich, um im Bild zu bleiben, die ganze Palette der Emotionen, die unweigerlich mit mühevollen Schaffensprozessen verbunden sind: Verzweiflung („Ich kann es nicht!“), Wut („Diese verdammte Figur, diese verdammte Farbe, diese verdammte Leinwand…“) und Resignation. Aber dann machte ich auch eine neue Erfahrung; ich entwickelte Durchhaltevermögen und Selbstvertrauen: „Gib nicht gleich auf! Versuch so lange und immer wieder, bis du zufrieden bist!“

Ein guter Freund, selbst Maler, riet mir irgendwann, mich auch an Großformatiges zu wagen. Der Schritt, den ich bis dato vehement abgelehnt hatte, erwies sich als Riesenmotivationskick, denn einmal mehr entdeckte ich das Malen und die damit verbundene Freude ganz neu!

Bin ich eine Künstlerin? – Ich weiß es nicht.

Was ich weiß: Ich bin eine ältere Dame in ihren besten Jahren, die plötzlich eine Art Besessenheit für das Malen entwickelt hat. Auch überrascht und berührt es mich jedes Mal, wenn jemand beim Betrachten eines meiner Bilder sagt: „Das ist aber schön!“ Oder: „Wie aufregend und geheimnisvoll.“

Darüber hinaus war mein Bedarf an öffentlicher Aufmerksamkeit allerdings bisher schon gedeckt – spätestens seitdem ich an der Seite meines Mannes auf irgendeinem roten Teppich stand und ein Fotograf mir herrisch zurief: „Halten Sie mal seinen Mantel!“

Ich muss mir auch kein Ohr abschneiden oder mich mit Kokain und Callboys in einem Hotelzimmer verhaften lassen.

Da male ich lieber.